Kolik beim Pferd
Der Begriff «Kolik» kennt jeder Pferdebesitzer und ist von Tierärzten, Tiertherapeuten und Pferdebesitzern ein festverankerter Begriff.
Die Kolik bezeichnet jedoch keine Krankheit, sondern ein Symptom! Nämlich Bauchschmerzen und Bauchkrämpfen.
Symptome einer möglichen Kolik:
- Unwohlsein
- Unruhe
- Schwitzen
- Dauernd Hinlegen und wieder Aufstehen
- Bauchanschauen
- Mit der Hinterhand immer wieder an den Bauch schlagen
- Sich gegen die Wand drücken
Aber manchmal sind die Symptome so Diffus, dass ein Pferdebesitzer sie oft gar nicht bemerkt resp. übersieht.
Diffuse Symptome einer möglichen Kolik:
- Teilnahmslosigkeit, Fressunlust, leicht veränderte Atmung, einziehen der Bauchwand
Letztere Symptome sind weitaus gefährlicher als die klare Kolik, da das Pferd kaum auf sich aufmerksam macht und die Dramatik der Kolik oft nicht rechtzeitig erkannt wird.
Folgende Ursachen einer möglichen Kolik können sein:
- Magen- und Darm Erkrankungen
- Leber- und Gallengangserkrankungen
- Wasser- und Futtermangel
- Hauterkrankungen
- Erkrankungen der Harn- und Geschlechtsorgane
- Erkrankungen im Brust- und Schlundbereich
- Erkrankungen des Bewegungsapparats
- Parasitäre Erkrankungen
- Infektionserkrankungen
Eine akute Kolik ist ein lebensbedrohlicher Zustand du gehört immer in die Hände eines erfahrenen Tierarztes!
Wusstet ihr, dass die Pferde eine ausgesprochen hohe Sensibilität und Labilität des Vegetativums haben?
- Bereits leichte Wetterumschwünge, Änderungen in der Fütterung, neuer Boxennachbar, Änderungen in der Stallroutine, Besitzer- oder Stallwechsel können bereits eine Kolik auslösen.
- Aber auch schlechter Umgang mit dem Pferd, Stress, chronische Überforderung im Training könne mögliche Ursachen einer Kolik sein.
Die Kolik aus Sicht der TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin)
Aus der Sichtweise der TCM sind die Meridiane Magen (Yang), Dünndarm (Yang), Dickdarm (Yang), Lung (Yin) und der 3-fach Erwärmer (Yang) im Zusammenhang einer Kolik betroffen.
Hier gilt herauszufinden wo die Jitsu (Fülle) und die Kyo (Leere) Punkte sind und den energetischen Energieausgleich mittels Meridian Behandlung auszugleichen.
Die dazugehörenden Alarmpunkte sind: KG12, KG4, Ma25, Lu1, Kg5
Die Kolik aus Sicht der Osteopathie
Aus osteopathischer Sicht ist interessant, dass es Pferde zu geben scheint, die eine sogenannte «Kolikneigung» haben, d.h. sie sind deutlich gefährdeter, eine Kolik zu bekommen, als andere Pferde.
Wichtig ist, sich zu vergegenwärtigen, welche Strukturen ursächlich und symptomatisch an de krampfartigen Bauchbeschwerden beteiligt sind und wie der «Bauch» des gesunden Pferdes arbeitet.
Der Rumpf des Pferdes ist aufgeteilt in den Brust- und den Bauchraum. Im Brustraum befinde sich die Lungen und das Herz.
Im Bauchraum befinden sich Magen, Milz, Leber, Bauchspeicheldrüse, Dünndarm, Dickdarm mit seinen ventralen und dorsalen Lagen, seinen Flexuren am Diaphragma und am Becken.
Richtung kaudal dicht ventral der Lendenwirbelsäule (LWS) finden sich die Nieren, im kleinen Becken Eierstöcke, Eileiter, Gebärmutter und die Harnblase.
Das Diaphragma trennt den Brust- und Bauchraum voneinander ab.
Diaphragma, Thorax mit der BWS (Brustwirbelsäule), den Rippen und dem Sternum spielen eine wichtige Rolle in der Verdauung.
- Bei der Einatmung zieht sich das Diaphragma aktiv zusammen und schiebt dadurch die Bauchorgane leicht nach kaudal (nach hinten).
- Der Beckenboden wölbt sich leicht nach kaudal (nach hinten) und lässt die kaudale Verschiebung der inneren Organe zu.
- Bei der Ausatmung (in Ruhe) entspannt sich das Diaphragma, die Bauchorgane und der Beckenboden heben sich wieder nach kranial (nach vorne).
Das Diaphragma das sich bei der Ein- und Ausatmung ständig in Bewegung ist (durch Heben und Senken), sowie mit den entsprechenden biomechanischen Bewegungen der beteiligten knöchernen, muskulären und faszialen Strukturen unterstützt also den Massageeffekt die natürliche Peristaltik der Verdauungsorgane.
Alle Bauchorgane werden ständig der Atembewegungen sanft gegeneinander verschoben, sodass ein Verkleben von Faszien, Gekröseanteilen, Darmschlingen vermieden wird.
Muskuläre Ursachen:
Primäre Muskelverspannungen treten sehr häufig auf bei:
- unphysiologischer Gymnastizierung des Pferdes
- schlechtsitzendem Sattel
- mangelhafter Hufstellung
- einem unausbalancierten Reiter auf
Sekundär respektive kompensatorisch treten Muskelverspannungen bei Läsionen der Wirbelsegmente, Extremitäten- oder Kiefergelenke, ausserdem bei Störungen im kraniosakralen Bereich, vor allem der Synchondrosis sphenobasilaris (SSB) auf.
Folglich führen Muskelverspannungen zu einer verringerten Atemexkursion und eine reduzierte Darmmassage nach sich ziehen.
Die Obstipation (Verstopfung):
Mögliche Ursache einer Kolik kann auch eine Obstipation sein oder ein dauerndes Unwohlsein im Bauchraum sein.
Mögliche Symptome einer Obstipation können sein:
- Aufgezogene Bauchdecke
- Klemmigkeit im Rücken und in der Hinterhand
- Unrittigkeit
- Verhaltensauffällkgeiten (Gurtzwang, Schnappen, Schweifschlagen beim Putzen)
- Oberflächliche Atmung
- Schnelleres Ermüden und vermehrtes Schwitzen
Mögliche osteopathische Ursachen:
Die thoraxbezogenen Strukturen, die im Zusammenhang mit einer Kolikneigung relevant sind, sind u.a. Sternum, Rippen, Diaphragma und Th2 – Th18.
Funktionelle Läsionen in diesen Strukturen führen zu einer mechanischen Behinderung der Darmmassage, Kompensatorisch zieht sich Hypertonus oder Kontrakturen in den oben angesprochenen Muskeln.
Das vegetative Nervensystem, die dazugehörenden knöchernen Strukturen, sowie die entsprechenden muskulären Verbindungen (Mm. masseter, digastricus, parotidoauricularis, sternomandibularis, Ansatz des Lig. Nuchae an der Protuberantia occipitalis externaI) sind im Rahmen der Untersuchung des Pferdes wichtig.
Störungen in diesen Strukturen können zu Dysbalancen führen mit der Folge eines chronisch oder rezidivierend auftretenden Sympathikotonus.
Wichtig hier ist die Aktivität des Diaphragmas und damit auch das Sternums, denn auf Bewegungseinschränkungen reagieren ausgesprochen sensibel.
Die Rolle der Faszien:
Die Faszien sind eine spezielle Form des Bindegewebes und bestehen aus faserreichen, straffen, teils aus lockeren, geflechtartig verwobenen Kollagenfasern und Elastin. Kollagenfasern sind einerseits weich und verformbar und anderseits sehr widerstandsfähig. Die Faszien haben eine hohe Bedeutung für die Gesamtkörperfunktion und – integration. Sie umhüllen alle einzelnen Körperstrukturen, grössere Muskelgruppen, funktionelle Gewebseinheiten.
Sie haben folgende Aufgaben:
- Sie schützen und stabilisieren Gelenke und Organe
- Sie trennen funktionell verbundene Körperteile, Muskelgruppen, jedes Blutgefäss, jeden Nerv und alle Organe des Körpers.
- Sie üben eine Schutzfunktion aus (Stossdämpferwirkung)
- Sie sind bei der Organisation der Körperhaltung durch Propriozeptoren beteiligt
- Sie leiten Spannungen/Lösungen von einer Struktur zur anderen.
- Sie sind zuständig für die reibungslose und harmonische Integration der verschiedenen Körpersysteme untereinander
Die fasziale Osteopathie ist so sanft, dass sie schon zu den energetischen Behandlungsformen zählen können. Ich wende die fasziale Osteopathie gerne in Kombination der energetischen Meridianbehandlung an. Die Techniken fliessen in einander hinein und die Hände horchen in das Gewebe ein.
Behandlungsmöglichkeiten bei einer Kolik:
- Stresspunktbehandlung, Dehnungen
- Release des Diaphragmas (Proc. Xyphoideus sterni und LWS)
- Lösung von Läsion der SSB
- Lösung faszialer Verklebungen und Myofascial Release
- Hypertonen Muskulatur detonisieren
- Magen-, Dünndarm-, Dickdarm-, Lunge- und 3-fach Erwärmer Meridianbehandlung
Hier noch ein paar präventive Tipps um Koliken zu vermeiden:
- Qualitativ hochwertiges Futter (ständig verfügbar)
- Vermeiden von zu langen Fresspausen
- Gute Heu Qualität
- Ständig verfügbares frisches Wasser
- Ausreichend Bewegung und frische Luft
Wie bereits oben beschrieben ist ein hochwertiges Futter essentiell. Anbei habe ich euch ein paar wunderbare Futter Ergänzungsmittel zusammengestellt für unsere Bauchwehpatienten:
Bei Fragen oder Unklarheiten bin ich gerne für euch da.